Erziehermeerschweinchen

 

Meerschweinchen sind zwar an sich sehr soziale Tiere, dies muss allerdings wie bei Menschenkindern erst einmal erlernt werden. Bei uns wachsen die Baby Meerschweinchen in alters gemischten Gruppen auf, sie können von den älteren Tieren lernen wie man sich in einer Gruppe zu verhalten hat.. Wenn die Babys dann aber mit 4-6 Wochen ausziehen, ist ihre Erziehung noch lange nicht abgeschlossen. Sie brauchen daher immer ein älteres Tier (mind. plus/minus ca.12 Monate ) das die weitere Erziehung übernimmt. 

Reine Böckchenhaltung bei Meerschweinchen?

 

Leider besteht das hartnäckige Gerücht, man könne Meerschweinchenböcke nicht zusammenhalten. Es werden auch immer noch unverträgliche Böcke kastriert damit sie verträglicher werden. Fakt ist aber, das Sozialverhalten von Meerschweinchenböcken hat nur sehr wenig mit ihrer Sexuellen Potenz und ihrem Hormonhaushalt zu tun. Ob Böcke sich verstehen und friedlich zusammen leben hängt eher von der Haltung und ihrem Charakter ab. Wenn zwei Böcke sich unkastriert nicht verstehen, wird die Kastration auch nichts daran ändern!

 

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man durchaus unkastrierte Böcke in großen Rudeln zusammenhalten kann. Man muss sich nur an die Regeln für Bockgemeinschaften halten. So sehen diese Regeln aus:

 

  • 2 Böcke brauchen viel Platz um sich auch mal aus dem Weg zu gehen, ein Käfig mit den Mindestmaßen 160 x 80 cm sollte vorhanden sein, ein größerer Käfig wäre noch besser. Generell kann man sagen, das es sinnvoll ist, pro Bock eine Grundfläche von 1 m² zur Verfügung zu stellen.

     

  • Häuser und Heuraufen sind häufig ein Grund für Streitigkeiten bei Böckchen (Revierbildung, nach dem Motto das Haus gehört mir) darum sollte auf Häuser verzichtet werden und statt dessen eine großzügige dunkle Etage eingebaut werden, unter der die Tiere sich sicher fühlen, aber die gleichzeitig auch genug Platz und Ausweichmöglichkeiten bietet. Darauf achten das die Häuschen grundsätzlich 2 Ein/Ausgänge haben .

     

  • 2 Jungböcke die zusammen aufgewachsen sind verstehen sich oft ein Leben lang. Allerdings haben wir auch schon häufiger die Erfahrung machen müssen, dass es bei so einer Gemeinschaft in der Pubertät mit ca. 2 - 3 Monaten zu Rangkämpfen kam, mit 6 und mit 12 Monaten ebenfalls nochmal. Nicht immer konnten solche Gemeinschaften danach aufrecht erhalten werden.

     

  • Sinnvoll ist es ebenfalls einen Altbock mit einem Jungbock zu vergesellschaften. Der junge Bock darf nicht älter als 8 Wochen sein, ideal ist ein Alter zwischen 6 - 8 Wochen. Der junge Bock ordnet sich dem älteren Automatisch unter. Ebenfalls kann versucht werden, mehrere Jungböcke zu Altböcken zu setzten. Allerdings besteht auch da keine Garantie das es klappt.

     

  • 2 Ältere Böcke zu vergesellschaften ist oft etwas schwerer und sollte von Laien besser nicht versucht werden.

     

  • Eine zweite Heuraufe, zwei Trinkflaschen oder Trinknäpfe, mehrere Futterstellen oder Futternäpfe sollten vorhanden sein.

     

  • Sicherheitshalber sollten keine Weibchen im gleichen Raum untergebracht werden. Es kommt zwar auch vor, dass Bockgemeinschaften direkt neben einem Damengehege friedlich bleiben, aber es besteht dann doch ein erhöhtes Risiko dass es zu Rangkämpfen um die Weibchen kommt.

     

Natürlich sollten die allgemeinen Vergesellschaftungsregeln eingehalten werden.

 

Bockgruppen gelten allgemein als weniger zickig und friedlicher. Wenn man sich an die Regeln hält, leben diese Tiere auch unkastriert sehr friedlich zusammen und nur selten kommt es zu Problemen, die es allerdings bei der Weibchenhaltung auch durchaus gibt, auch das gibt es Zicken die sich nicht mit allen Meerschweinchen verstehen. Sicher gibt es auch sehr dominante Böcke die sich nicht unterordnen und nicht in Bockgruppen einfügen lassen. Sollten 2 Vergesellschaftungsversuche mit Böcken fehlgeschlagen sein. Ist es doch ratsam, den unverträglichen Bock kastrieren zu lassen und ihn mit einem Weibchen zu vergesellschaften.

Reine Mädchenhaltung

Weibchen wollen ihr ganzes Lebens hinweg die Rangordnung klären, d. h. rangniedere Weibchen werden immer wieder versuchen eine hanghöhere Position zu erlangen. Dies führt zu sehr instabilen Gemeinschaften. Reibereien sind in reinen Weibergruppen an der Tagesordnung. Dazu kommt noch, dass Weibchen erst mit der Geburt ihrer ersten Babys ihren Charakter  voll entfalten, oftmals auch ändern. Viele von ihnen werden dann erst ein wenig ruhiger und besonnener. Erst nach der Geburt erlangen Weibchen überhaupt das Recht eine ranghohe Position in der Gruppe zu begleiten.  Einige Weibchen können sich sprichwörtlich nicht riechen. Nur ein erfahrener Bock kann dann noch für Ordnung sorgen. So habe ich auch in meinen Mutter / Kind - Gruppen jeweils einen ehemaligen Zuchtbock als Kastraten und zwei Frühkastraten mitlaufen. Dieses Verhalten der Weibchen führt auch dazu, dass reine Weibchengruppen niemals recht zahm werden und immer erst einmal weglaufen. Falls Sie gerade so ein "superängstliches" oder "zickiges" Weibchen haben, kann gerade ein ausgewachsener Kastrat für Ausgleich sorgen.